Gott hat ein Herz für den Menschen –
was es mit der „Herz-Jesu-Verehrung“ auf sich hat
1932, kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland, bezeichnete Papst Pius XI. die Herz-Jesu-Verehrung als das „außergewöhnliche Heilmittel in den außergewöhnlichen Nöten unserer Zeit“.
Das „Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu“ wurde bereits im 19. Jahrhundert eingeführt und auf den dritten Freitag nach Pfingsten terminiert. Außerdem feiert die Kirche jeden ersten Freitag im Monat als „Herz-Jesu-Freitag.“ Die Verehrung des Herzens Jesus reicht weit in die Geschichte zurück: Schon in frühchristlicher Zeit ist vom durchbohrten Herzen Jesu als der „Quelle des Lebens“ die Rede; ihre heutige Ausgestaltung verdankt sie aber ganz wesentlich einer französischen Nonne aus dem 17. Jahrhundert, der hl. Margarethe Marie Alacoque. Diese leidgeprüfte Mystikerin, die vom Volk bereits zu Lebzeiten als Heilige verehrt wurde und deren unversehrter Leichnam in Paray-le-Monial in Burgund aufgebahrt ist, hatte im Laufe ihres Lebens vier große Visionen, in denen sie von Jesus über sein Herz belehrt wurde. Der sehr fromme Ton dieser Visionen wie auch die in der Folgezeit entstandenen, zum Teil kitschig anmutenden bildlichen Darstellungen des Herzens Jesu erschweren dem Menschen von heute den Zugang zur Herz-Jesu-Verehrung. Betrachtet man die Sache tiefer, lässt sich aber vielleicht verstehen, weshalb Papst Pius XI. hier von einem „außergewöhnlichen Heilmittel“ sprechen konnte: Der Begriff „Herz Jesu“ hat seinen biblischen Ursprung in der durchbohrten Seite des gekreuzigten Jesus (vgl. Joh 19,34). Am Kreuz zeigt sich die Liebe Gottes zu den Menschen in ihrer letzten Konsequenz. Jesus nimmt den Tod auf sich, damit wir leben können. Mit dem „Herzen Jesu“ ist Jesus selber gemeint, seine Person. Herz-Jesu-Verehrung bedeutet also die Verehrung der Person Jesu im Hinblick auf sein liebendes, durchbohrtes Herz.
Die Verehrung des Herzens Jesu soll in ein Ergriffensein von der Person Jesu führen – und zwar nicht im Sinne eines möglichst intensiven religiösen Gefühls, sondern im Sinne der Nachahmung der Lebensweise Jesu: Wie er sich für uns hingegeben hat, so sollen auch wir uns füreinander hingeben. Eine recht verstandene Herz-Jesu-Verehrung will zu einem jesusnahen Lebensstil inspirieren. Dass wir nicht aus uns selbst – weder durch Willensakte noch durch heroische Taten – zu guten Menschen werden, ist seit jeher christliche Überzeugung. Wir bedürfen dazu der Gnade Gottes, die uns, indem wir das Herz Jesu verehren, in besonderer Weise zuteil wird. Im letzten Satz der Herz-Jesu-Litanei heißt es: „Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen.“ Damit ist das Ziel der Herz-Jesu-Verehrung formuliert.
Wenn man bedenkt, wie wenig wir Menschen den Weg zum Frieden aus eigener Kraft finden – könnte darin nicht auch ein Heilmittel für uns und unsere Zeit liegen?
[ Martin Alt ]